180 Tage

Beginnen wir am Anfang.
Packen war noch nie meine Leidenschaft und war für mich das grösste Hindernis vom ganzen Abenteuer. Zum Leid meiner Familie lief dann auch alles auf die letzte Minute hinaus. Aber Dank einem tollen Snowboardbag (Danke Charly!) hab ich nun alles dabei, zumindest das für den Schnee.
Rotz und Wasser ist während eines Monats geflossen. Aber als ich im Flugzeug sass, war es wie Niemandsland. Ziemlich gefühllos. Bis mich ein schwarz Gentleman am Gate in Frankfurt  über meinen Aufenthalt ausfragte. Jetzt wandelte sich das ganze. Er kreiste meine 180 Tage in Kanada rot ein und liess mich dann doch durch.

Zum Glück ist schlafen meine Spezialität. Trotz Tieren im Bauch – definitiv keine Schmetterlinge – schlief ich hervorragend. Und so vergingen auch die 13h Flug. Meinem betagten Sitznachbarn aus Teheran, half ich beim Ausfüllen des Formulars mit den interessanten Fragen, ob wir Waffen oder Eier mitführen. Er besucht seine Tochter und hatte spezielle Nüsse im Gepäck. Dies beunruhigte ihn zunehmends. So waren diese Nüsse für den rest des Flugs unser Thema…

Die Immigration. Ich wählte eine Dame in ihrem besten Alter, ziemlich überschminkt mit türkis Lidschatten und toupiertem Haar. Nach meinem ersten «How are you?» (auf diese bereits jetzt unendlich viele gefolgt sind, aber immerhin etwas ehrlicher gemeint als in den USA) fiel ihr blick auf die rot umkreisten 180 Tage. Und sie schaute mich lange an. Was ich denn so lange mache? Mein Freund studiert hier. Und sie antwortete mit einem Lächeln. Dann fing sie an: Es ist Ihnen untersagt, jegliche Arbeit auszuüben, weder Servieren, noch Putzen – nicht einmal Babysitten. Haben Sie genügend finanzielle Mittel um dies zu überrbücken? Mein Ja unterbrach sie mit: Bleiben Sie einfach bei Ihrem Freund, dann brauchen Sie kein Geld. Mit diesem Satz stempelte Sie alles ab und ich war in Kanada.
Dachte ich. Bis ich mit meinem vollbepackten Trolly an einem Polizisten vorbei fuhr, der mich aufhielt und fragte, ob ihr hier Waffen drin hätte. Verdattert stand ich da. Dann lächelte er und wollte eigentlich nur den Zettel mit meinen rot umkreisten 180 Tagen. Und da ging die Tür auf und Michi stand da.

Jetzt war ich da. Im grossen Kanada…

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